Dienstag, 6. April 2010

Juratexter in der "JuS"

Auch an dieser Stelle rasch der Hinweis: Ich habe meine Erlebnisse aus dem Juratexter-Kurs in einem Beitrag für die JuS 2010, 288 ("Die Sprache des Gutachtens") verarbeitet.

Im Übrigen spielt die Musik künftig auf Netzjurist.info. Juratexter.de ist damit geschlossen und dient momentan nur noch als Archiv. Eine Reanimation ist allerdings nicht ausgeschlossen, jedenfalls so lange mein Host Google nicht pleite geht.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Deutschstunde für Staatsanwälte

„Die meisten Juristen werden schon im Studium darauf vorbereitet, simple
Aussagen durch Fremdwörter, Schachtelsätze und einem alles erstickenden
Nominalstil zu tarnen“, räumt Oberstaatsanwalt Dr. Jörg Fröhlich freimütig ein.

Beim Lesen dieser Zeilen komme ich aus dem Nicken kaum noch raus - da das Tippen deshalb schwer fällt, lest doch bitte im Original, wie sich Niedersachsens Staatsanwälte nun Deutsch bei bringen lassen: Pressemitteilung als PDF (vom August)


Freitag, 4. Dezember 2009

Häusliche Arbeit

Huhu, noch jemand da? Ja, ruhig ist es geworden, auf diesem Blog. Und auch heute gibt es nur einen Lesehinweis: Renate Schaub gibt in der ZJS Tipps für die häusliche Arbeit. Ums Staubwischen und Geschirrspülen geht es aber nicht, sondern um die richtige Herangehensweise für Schwerpunktsarbeiten & Co. - von der Einrichtung des Arbeitsplatzes bis zum Lösen von Schreibblockaden. Lesenswert und gratis! (PDF)

Montag, 4. August 2008

Schmuck: "10 Regeln für klares Juristendeutsch"

Der von mir bereits im Kurs empfohlene RA Michael Schmuck ("Deutsch für Juristen") will Juristen mit 10 Regeln zu klarem Deutsch verhelfen - am 8. August, im Aktuell-Teil der NJW.

Das Thema kommt richtig in Mode, hatte doch erst kürzlich Joachim Jahn im JuS-Magazin für "Klares Deutsch" geworben.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Briefe an junge Juristen

Jura abbrechen. Dieser Titel sorgte für beängstigend viele Besucher auf einem alten (abseitigen) Juratexter-Post. Auch Gespräche mit Studenten zeigen: Viele wissen nicht, was die Branche von ihnen fordert und wünschen sich Rat, der über das übliche Karrieregebrabbel entsprechender Magazine hinausgeht. Doch wer kennt schon die Granden unserer Zunft persönlich und bekommt deren Lebensweisheit mitgeteilt?

Der Beck-Verlag hat nun "Briefe an junge Juristen" im Programm: Ein Podcast, in dem bekannte Persönlichkeiten von prägenden Erfahrungen ihres Lebens berichten. Nicht nur für Sinnsucher relevant:

"Welche Erlebnisse waren entscheiden? Welche Werte haben Bestand? Worauf kommt es wirklich an?"

Idee und Realisation sind Tobias Gostomzyk zu verdanken.

Freitag, 4. Juli 2008

Positionen

Ein großer deutscher Journalist und Dozent bescherte mir kürzlich ein schönes Bild: Er schrieb von Geschäftsführern, die um ihre Spitzenposition im Konzern bangten - ihre "Pool-Position".

Also mit Frozen Margarita auf einer Luftmatraze zu gondeln? Gemeint war wohl die Poleposition. Allerdings, Stichwort Managergehälter: Vielleicht bekommt der angestaubte Ausdruck erst in dieser Schreibweise einen zeitgemäß sozialkritischen Anstrich.

Wie gesagt, ein großer Journalist.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Quiz

Für die Arbeitspause: 30 Fragen zur Rechtschreibung im Duden-Quiz, abrufbar bei Welt.de. Durchaus knackig!

Montag, 30. Juni 2008

Lesen:

Jahn, Joachim: Klares Deutsch, JuS Magazin 2008, 6-10:

"'Der Kaiser ist nackt' lautet mitunter die ernüchternde Erkenntnis, wenn man die Konstuktion unnötig gewundener Satzgirlanden durchschaut hat und somit der Blick auf deren womöglich profanen Inhalt frei wird. Umgekehrt freut es Prüfer außerordentlich, wenn Kandidaten sie nicht in Klausuren und Gesprächen mit verschnörkeltem Sprachschwulst plagen." (a.a.O., 6)

Der Beitrag zeigt anhand kleiner Übungen, wie man "Bürokratendeutsch" in klare und verständliche Formulierungen übersetzen kann. Jahn ist bei der FAZ verantwortlich für den Bereich Recht & Steuern und arbeitet als Dozent an der Uni Mannheim (Deutsch für Juristen - Schlüsselqualifikation).

Freitag, 27. Juni 2008

Endlich: Das große "ß"

SPAßSSGESELLSCHAFT - solche Worte in Großbuchstaben mussten bislang inkonsequent falsch geschrieben werden, nämlich mit einem kleinen "ß" "SS". Damit ist nun Schluss, berichtet die Welt. Denn DIN und ISO haben sich geeinigt: Bald gibt es das große "ß".
Ich komme allerdings nicht über das dpa-Foto hinweg, mit dem die um korrekte Sprache bemühte Welt ihren Beitrag schmückt. Dort steht das Wort "BAßSAITE" - das schreibt sich aber mit drei "S".

Donnerstag, 19. Juni 2008

Der bestückte Schiedsrichter

Die UEFA deutscht. Nun ist es nicht fair, sich über sprachliche Schnitzer von Ausländern lustig zu machen. In diesem Fall war jedoch vermutlich nicht mangelnde Deutschkenntnis bei der UEFA, sondern erneut der Drang zum bürokratischen Schwulst Ursprung des Übels.
Der Anlass: Löw muss draußen bleiben, auch im Viertelfinale. Der DFB hat eine Begründung der UEFA erhalten und auszugsweise auf seiner Website veröffentlicht. Dort heißt es zu Löws schlechtem Benehmen beim Spiel Deutschland gegen Österreich:

"Dieses bestand darin, dass der fehlbare Trainer in Richtung seines österreichischen Kollegen beziehungsweise des Vierten Offiziellen schrie. Die Intensität dieses Verhaltens war offensichtlich derart, dass der mit der Erfahrung aus zahlreichen Spielen einer europäischen Profiliga bestückte Schiedsrichter keinen Augenblick zögerte, Joachim Löw aus der technischen Zone zu verweisen."


Spiegelonline zitiert nun seinerseits dieses Zitat unter Berufung auf den DFB. Der mit Erfahrung "bestückte Schiedsrichter" ist nun (18.6., 23:16) allerdings der mit Erfahrung "verstückte Schiedsrichter". Dieses Versatzstück lässt ein Stück weit stocken - geht aber wohl nur auf einen Abtippfehler zurück. Vielleicht ein freudsches "verrückt", nur halb unterdrückt.
Bei der FAZ unterschlägt man derlei Blüten gnädig: Dort ist der Schiedsrichter schlicht der "ausgestattete Schiedsrichter".

Zurück zum Original: Mit Erfahrung bestückt? Flugzeuge bestückt man mit Waffen. Zigarettenautomaten mit, nun, Lungentorpedos. "Stück" hieß ja im 16.-18. Jahrundert mal "Kanone", weiß der etymologische Duden. Die Erfahrung als Waffe?
Dass Löw ein "fehlbarer Trainer" ist, unterscheidet ihn hierzulande nur vom Unfehlbaren - in der Schweiz ist mit dem Wort aber auch "schuldig" gemeint. Geschenkt!
Fraglich bleibt jedoch, wann die "Intensität" eines Verhaltens "derart" ist. Also wie man sich besonders intensiv verhält. Diese Formulierung hat wohl allenfalls Potenzial für Elternabende ("Nein, ihr Kind ist nicht verhaltensauffällig, es ist nur verhaltensintensiv.").

Was spricht dagegen, deutlich zu schreiben? Beispielsweise so:

"Löw schrie in Richtung des anderen Trainers beziehungsweise des Schiedsrichters. Der Schiedsrichter hat in zahlreichen Spielen einer europäischen Profiliga Erfahrung gesammelt und zögerte nicht, Löw aus der technischen Zone zu verweisen."


Klingt blöd? Weil es blöd ist, vorher konnte man es bloß nicht erkennen. Welche Rolle die Erfahrung des Schiedsrichters hier spielt, weiß kein Mensch. Erfahren oder nicht, der Offizielle hat Löw rausgeworfen, das ist bekannt. Gemeint war sicher, dass der Schiedsrichter Löw aus der technischen Zone (aus Sicht der UEFA) verweisen durfte, weil er so erfahren ist. Dass dies zu Recht geschah. Konsequenz der Erfahrung ist also nicht, dass Löw verwiesen wurde, sondern ein Werturteil der UEFA. So deutlich möchte sie das wohl nicht sagen.
Das unschöne "beziehungsweise" kann übrigens "und" oder "oder" heißen - das ist ungenau, aber liegt damit auf der Linie des gesamten Textes. Denn das "und" lässt sich kaum nachweisen - hat Löw denn auch den Schiedsrichter angeschrien? Mit einem "oder" würde die Argumentation der UEFA ziemlich wackelig aussehen.

Wo der Schwulst herkommt

Der Grund für diesen Schwulst könnte Eile gewesen sein. Ich vermute dahinter jedoch erneut dasselbe Gehabe, mit dem auch Behörden ihren Worten gern den Klang des Unnah- und daher Unfehlbaren verleihen. Ähnlich klingen interessanterweise Briefe an Behörden, wenn sie von Querulanten verfasst werden.
Der Effekt tritt in Argumentationen aller Art immer dann auf, wenn sie auf tönernen Füßen steht. Das gilt auch für Klausuren und Hausarbeiten, Kommentare und Gerichtsurteile. Man möchte sich auf die eigene Funktion reduzieren, um Verantwortung zu vermeiden. Nicht der Mensch schreibt hier, sondern nur das Organ.

A
ber dann klingt es eben auch wie ausgeschieden.