Montag, 28. Januar 2008

Warum Jüttner verlor: Der Irrealis

Die FAZ hat's schon vorher gewusst:

"Dass der SPD-Politiker sich in seine bewusst selbstbewusste Rolle nicht so ganz eingefunden hatte, wurde auch deutlich als er gequälte Formulierungen benutzte wie etwa 'wenn ich Ministerpräsident werden würde'."

Konjunkitv II, Irrealis, hier gebraucht als irrealer Bedingungssatz (siehe Canoo.net) - klingt nach Zweifeln, auch in der Klausur. Das "werden" ist überflüssig.


Details: Konjunktiv und Genitiv (PDF).

Freitag, 25. Januar 2008

"Das Gutachtenstil wird beherrscht."

(Anmerkung eines Bocks Gärtners Korrektors)

Danke, sein hilfreich für guten Deutsch in Rechts-Uni!

Donnerstag, 24. Januar 2008

Roxin doch nicht tot

...entgegen gelegentlich im Freitagskurs gestreuter Gerüchte lebt die Legende des Strafrechts und gastiert heute an der juristischen Fakultät in Würzburg (andere ansicht.de).

Seinen bisweilen sehr motivierenden Text "Vom Beruf des Juristen und vom Studium des Rechts" könnt ihr bei Jurawelt lesen. Ein - nicht ganz zufällig gewählter - Auszug:

"Was muss man können, um als Jurist erfolgreich zu sein? (...) Man benötigt eine erheblich überdurchschnittliche schriftliche und auch mündliche Ausdrucksfähigkeit."

"(...) auch Schreiben und Reden ist sehr wohl erlernbar, wenn auch leider so gut wie gar nicht auf der Universität. Wenn jemand auch nur täglich 20 Seiten Thomas Mann liest und einer Beziehungsperson täglich einen zehnminütigen Probevortrag hält, wird er rasch merken, wie seine Ausdrucksfähigkeit zunimmt."

Das mit der Universität ist natürlich nicht mehr aktuell...

(Webauftritt von Prof. Dr. Claus Roxin)


Sonntag, 20. Januar 2008

"Rechtswidrigkeit und Schuld sind gegeben"

Das nervt natürlich: Vier Klausurseiten über den subjektiven und objektiven Tatbestand und kein einziges Problem auf der Ebene von Rechtswidrigkeit und Schuld. Wie fasst man sich da kurz?

Zunächst kann eine gemeinsame Überschrift helfen:

"2. Rechtswidrigkeit und Schuld"

Der dreigliedrige Deliktsaufbau ist eine Selbstverständlichkeit und muss sich nicht in der Gliederung niederschlagen. Dann genügt schon dieser kleine Satz:
"X handelte rechtswidrig und schuldhaft."

Das ist kurz und präzise. Auf keinen Fall dürfen Kraftausdrücke wie "unproblematisch", "unzweifelhaft", "offensichtlich" usw. ergänzt werden.

Auch von folgenden Formulierungen rate ich ab:

1. "Rechtswidrigkeit und Schuld sind gegeben."

Nominationsstil (Nomen statt Adjektive) klingt hölzern. Zudem braucht man zusätzlich ein farbloses Verb ("gegeben sein"). Was kann nicht alles "gegeben sein"? Wirbelstürme, Farben, Tumore, Langeweile, schlechte und gute Noten, versalzene Suppe... Ein Verb sollte mit dem Bezugswort möglichst genau korrespondieren. Das Wort "handelte" in meinem Vorschlag stellt den Bezug zwischen der ersten Ebene und den übrigen zwei her. Man kann zwar auch dumm, intelligent, schadhaft oder rücksichtslos "handeln", aber eine Eingrenzung auf Wertungen ist dennoch gegeben. Daher klingt die Formulierung präziser.

Diese Ausführungen gelten auch für "...liegen vor".

2. "...sind zu unterstellen."

Das ist falsch - denn im Strafrecht gilt für tatsächliche Fragen der Zweifelssatz (in dubio pro reo). Man unterstellt also gerade nicht Rechtswidrigkeit und Schuld.
Die Formulierung "...die Rechtswidrigkeit wird indiziert" meint dagegen etwas ganz anderes: Die Erfüllung eines Straftatbestandes stellt in der Regel Unrecht dar. Lediglich Rechtfertigungsgründe können daran etwas ändern. Übrigens: Auch diese Formulierung ist abgedroschen und wird häufig kritisiert. Zudem kann sie nicht angewendet werden, wenn die Rechtswidrigkeit gesondert festgestellt werden muss (§ 240 StGB).

3. "...begegnen keinen Bedenken"

Als Deliktsebenen begegnen Rechtswidrigkeit und Schuld überhaupt keinen Bedenken, sondern sind nützliche Instrumente beim Lösen von Fällen - im Ernst: Diese Formulierung entstammt künstlich aufgeblähtem Kanzleistil. Sie kennzeichnet den - gut gemeinten - Versuch, etwas mehr "Pepp" in eine langweilige Passage zu bringen. Zwecklos: Macht es lieber kurz und schmerzlos.

Ist das nicht langweilig?

Die vorgeschlagene Formulierung ist, man glaubt es kaum, ein Vorschlag. Man kann natürlich versuchen, Variationen für jeden Tatbestand zu verwenden. Das ist jedoch zugegebenermaßen schwierig: "X war nicht gerechtfertigt oder entschuldigt" ist weniger präzise, denn nicht immer genügt diese Feststellung (s.o.). Das trifft auch hier zu: "Rechtfertigungs- oder Entschuldigungsgründe sind nicht ersichtlich."
Dennoch sind diese Formulierungen weit verbreitet und werden daher vom Korrektor normalerweise akzeptiert.

Variation ist im Übrigen nicht so wichtig. Der Korrektor überfliegt nur mit halbem Auge eure kurzen Feststellungen in unproblematischen Bereichen. Denn dann hat er mehr Zeit für die Passagen, in denen ihr euch wirklich Mühe geben müsst. Eure Aufgabe, die "Schwerpunktsetzung", ist also auch im sprachlichen Bereich sehr wichtig (siehe dazu: "Was heißt Schwerpunktsetzung?").

Dieser Text ist die Antwort auf einen Kommentar im Bereich Fragen und Anregungen.

Freitag, 18. Januar 2008

"superinformativ"

Eine Leserin des Beck-Blogs kommentiert wie folgt:

"Zu der Desertation von Dr. Frederic Ufer kann ich nur eins sagen: Einfach superinformativ, sehr gut geschrieben!"

Hinweise zum Aufenthaltsort des Fahnenflüchtigen nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.

Montag, 14. Januar 2008

und noch ein Blogger: Beck-Blog Beta gestartet

Beck startete vor kurzem einen Blog. Dort äußern sich verschiedene Experten zu neuen Entwicklungen des Rechts. Kommentierungen sind möglich und werden offenbar schnell beantwortet. Es bloggen auch zwei Professoren - dies ist in Deutschland eine Neuerung, weiß Simon Möller vom Telemedicus zu berichten.

Freitag, 11. Januar 2008

"viele Beispielen"

Schön ist, wenn der Dozent eines Sprachverbesserungskurses seine Unterlagen wie folgt untertitelt...

"Grammatische Fallstricke in der Klausur - viele Beispielen"

...und ihm das niemand sagt! Vielen Entschuldigung!

Mindmapping - Grillanzünder für den Kopf

Das leere Blatt - Schrecken aller Schreiberlinge: Der Kopf ist wie blockiert, die eigenen Ideen wirken konzeptlos und ungeordnet, wo soll man bloß anfangen? "Mindmapping" hilft manchen Autoren über diese Probleme hinweg. Juristen können diese Methode bei der Themenarbeit, aber auch beim Lernen verwenden.

Das Problem:

Das Gehirn funktioniert assoziativ-nonlinear. Lesen und Schreiben hingegen sind zwangsläufig lineare Prozesse - ihr lest von links nach rechts, ein Wort nach dem anderen. Auch Querverweise oder Links ändern daran grundsätzlich nichts.
So läuft es daher ohne Mindmapping: Wenn ihr versucht, linear Ideen zu sammeln, wird eure kreative Phase stets von der Nachfrage unterbrochen, "wohin" die Idee sortiert werden soll. Damit ihr eure Gliederung später nicht mehr umstellen müsst, bemüht ihr euch um eine gute Reihenfolge. Die Reihenfolge sollte allerdings der Logik entsprechen. Sie kann daher erst dann festgelegt werden, wenn der Stoff bekannt ist. Ein Teufelskreis - zumal für Anfänger. Es fehlt der Brückenschlag zwischen Hirn und Text.
Hier setzt Mindmapping an: Es erleichtert die Entwicklung von assoziativem Ideensammeln zur linearen Gliederung.

Anwendungsgebiet

"Mindmappen" kann fast immer helfen, wenn es darum geht zu ordnen. Wo diese Ordnung bereits vorgegeben ist - im juristischen Gutachten - ist die Mindmap dagegen überflüssig. Teilweise wird sie jedoch auch hier benutzt, um eine Streitdarstellung oder ein sonstiges Problem vorzubereiten. Im Übrigen kann eine Mindmap auch als Vorlage für einen Vortrag dienen, als Organigramm, etc..

Es gilt im Übrigen: Über die Anwendung aller Arbeitsmethoden und damit auch der Mindmap entscheidet letztlich allein ihr - wenn ihr damit nichts anfangen könnt, lasst es sein. Aber ich empfehle dringend eine Probe aufs Exempel.

Voraussetzungen


Bevor eine Mindmap erstellt werden kann, wird eine Stoffsammlung benötigt. Diese sollte
zunächst aus eigenen Ideen und erst dann aus anderen Quellen erstellt werden. Unterbrecht diesen Prozess nicht durch kritische Zwischenfragen - hier ist eher Masse als Klasse gefragt. Wenn ihr fertig seid, könnt ihr offensichtlich Unsinniges immernoch streichen.

Erstellung

Nun formuliert ihr einen möglichst präzisen Titel und setzt ihn in die Mitte. Dann erstellt ihr die ersten Arme. Dabei gibt es kaum Regeln, außer: Untergliedert maximal in sieben Unterarme. Habt ihr fünf oder mehr Unterarme könnt ihr meistens weiter untergliedern. Der Hintergrund dieser Regel ist neurologischer Natur.

Wie ihr "malt" ist euch überlassen. Die Wirbelwind-Methode funktioniert, führt aber leider zu hakenkreuzähnlichen Gebilden. Manche zeichnen statt bloßer Linien Blasen (auch: "Knoten").
Man kann die Mindmap schließlich auch mit Farben und Bildchen garnieren - Geschmackssache.

Computergestütztes Mindmapping

Ich persönlich bevorzuge Mindmapping am Computer. Dies erlaubt leichte Korrektur und geht - nach einer Eingewöhnung - erheblich schneller. Dazu benutze ich die Freeware Freemind (download bei Heise.de). Mindmaps sehen dann so aus:


Hier findet ihr dieselbe Zeichnung vergrößerbar als PDF-Datei.

Übrigens: Angeblich harmoniert Freemind bestens mit OpenOffice.

Wirkung

Im Idealfall löst das Mindmapping Schreibblockaden, ordnet Ideen und erlaubt überhaupt erst das ungehemmte Sammeln von Ideen. Jedoch gibt die Mindmap nur den Anstoß für die eigentliche, stets lineare Arbeit - sozusagen als Brandbeschleuniger für das eigentliche Grillen. Hat man für eine Themenarbeit eine Mindmap erstellt, so ergeben sich die groben Punkte nun aus den ersten Armen der Mindmap. Lediglich die Reihenfolge ist noch festzulegen. Damit "steht" die Gliederung - jetzt beginnt das eigentliche Schreiben.

Montag, 7. Januar 2008

Stoffsammlung: Wenn das Lesen zur Qual wird - Störfaktoren in juristischen Texten

Die Gedanken driften ab, die Lider werden schwer - der Blick aus dem Fenster und immer wieder: Seufzen. Die Schuld daran trifft nicht immer nur den Leser, sondern oft auch den Autoren. Viele Texte aus der Feder von Studenten sind eine Zumutung. Doch auch professionelle Texte sind nur selten ein Lesegenuss. Es darf gesammelt werden:

Was stört den Lesefluss und verärgert den Leser?

Was macht schlechten Stil aus?

Wie sollte ein Text am besten nicht sein?

(Bitte die Kommentarfunktion nutzen!)

Dienstag, 1. Januar 2008

Fragen und Anregungen

Ihr habt eine bestimmte Frage zu einem Thema? Oder eine Anregung für künftige Beiträge? Dann nutzt die Kommentarfunktion für eine kurze Mitteilung.