Samstag, 2. Februar 2008

Und wieder: Stopfsätze in juristischen Ausbildungszeitschriften

Bei manchen sog. "Lernbeiträgen" in Ausbildungszeitschriften fällt es schwer, das didaktische Bemühen des Autors ernst zu nehmen. Ich zitiere folgendes Satz-Disaster:
Das alles setzt aber neben dem Vorsatz – obwohl jugendliche Unwissenheit und Unerfahrung den Tatbestandsvorsatz ausschließen können, führte das LG Passau insofern zu Recht aus, dass „auch ein erst knapp über 14-jähriger Junge weiß, dass Schläge mit einem schweren Beil mit geschliffener Schneide ... tödliche Verletzungen herbeiführen können“ - Verantwortlichkeit voraus.

(aus einer neueren Ausgabe einer aktuellen Ausbildungszeitschrift)
Zwischen "setzt" und "voraus" stehen:
  1. 45 (fünfundvierzig) Wörter
  2. ein Hauptsatz
  3. drei Nebensätze
  4. ein wörtliches Zitat

Stilregel:
Verben nicht auseinanderziehen! Mit minimalem Aufwand wird der Satz lesbar:
Das alles setzt aber neben dem Vorsatz Verantwortlichkeit voraus. Obwohl jugendliche Unwissenheit und Unerfahrung den Tatbestandsvorsatz ausschließen können, führte das LG Passau insofern zu Recht aus, dass „auch ein erst knapp über 14-jähriger Junge weiß, dass Schläge mit einem schweren Beil mit geschliffener Schneide ... tödliche Verletzungen herbeiführen können.“

Tip für Hausarbeiten:


Meist führen "Cut & Paste"-Exzesse kurz vor dem Abgabedatum zu diesen "Stopfsätzen". Wenn ihr einen Gedanken vergessen habt, formuliert einen neuen Satz und fügt ihn sprachlich ein. Wenn die Zeit nicht reicht, lasst den Satz weg.

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